Was unterscheidet die mediterrane von der landesüblichen deutschen Küche?
Bei der „Schutzkost“ á la Kreta kommt es auf die Gesamtkomposition der Ernährung an. Sie enthält nicht nur viel von den gesunden einfach ungesättigten Fettsäuren des Olivenöls, sondern auch reichlich Vitamine und Mineralien. Besonders wertvoll sind die sekundären Pflanzenwirkstoffe, jene aktiven Schutz- und Heilsubstanzen, die in roten, grünen und gelben Früchten sowie in Gemüse und Salaten enthalten sind. Eine wesentliche Rolle spielen: Die Vielfalt an pflanzlichen Lebensmitteln als Hauptbestandteil der täglichen Ernährung, Olivenöl für Salate, zum Kochen und Braten, Milchprodukte wie Joghurt und Käse, die täglich in geringen Mengen verzehrt werden, frische Kräuter und Knoblauch zum Würzen, Fisch mehrmals pro Woche in mäßigen Mengen, sporadisch Fleisch und Geflügel in kleinen Portionen, ein Glas Rotwein zu den Mahlzeiten. Mit dieser Zusammensetzung unterscheidet sich die mediterrane Küche von den in Nordeuropa beheimateten Traditionen. Charakteristisch ist das geringe Cholesterin-, Zucker- und Salzangebot der Mittelmeerdiät.
Eure Nahrung sei Eure Medizin und Eure Medizin sei Eure Nahrung.
Die häufigsten Erkrankungen unserer modernen Gesellschaft sind ganz wesentlich von der Ernährung abhängig. Experten schätzen, dass bis zu 80% unserer Zivilisationserkrankungen durch eine Umstellung der Ernährung zu vermeiden oder zumindest hinauszuzögern wären. Wir essen zu fett- und energiereich, nehmen zu wenig Ballaststoffe auf und trinken zu viel Alkohol.
Welchen Beitrag kann die Mittelmeerdiät leisten?
Die mediterrane Küche trägt durch ihren Reichtum an Vitaminen, Mineralien und Pflanzenwirkstoffen dazu bei, Krebserkrankungen vorzubeugen und unterstützt auch die Krebstherapie. Mit Hilfe einer Ernährungsumstellung können Risiken für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, überhöhte Cholesterinwerte und übergewicht sowie Diabetes Typ II langfristig abgebaut werden. Sie verbessert außerdem unsere Lebensqualität, da wir uns belastbarer, gesünder und fitter fühlen. Die mediterrane Kost gilt heute aufgrund von zahlreichen wissenschaftlichen Erkenntnissen als eine besonders gesunde Ernährungsform und ist gleichzeitig ein Beispiel dafür, dass gesundes Essen nicht unbedingt mit Langeweile und Verzicht in einen Topf geworfen werden darf.
Olivenöl – das flüssige Gold für Herzgefäße
Wegen seines hohen Gehalts an einfach ungesättigten Fettsäuren gehört Olivenöl in jede Gesundheitsküche. Zwischen Kreta und Lissabon wird Olivenöl als hauptsächliche Fettquelle verwandt. Da Fleisch zugunsten von Fisch und Geflügel reduziert wird, bietet die Mittelmeerkost nur einen geringen Anteil an gesättigten Fettsäuren und Transfettsäuren sowie an Nahrungscholesterin. Dadurch wird das „böse“ LDP-Cholesterin gesenkt und das „gute“ Hol-Cholesterin angehoben. Die einfach ungesättigten Fettsäuren vermindern nicht nur den LDP-Gehalt, sondern verändern auch dessen Zusammensetzung. Die LDP-Bestandteile im Blut werden vermutlich resistenter gegen oxidative Prozesse und die Verklumpung der Blutplättchen als Risikofaktor für Gefäßverengung und Thrombosen wird gemindert. Hierzu leisten auch die im Fisch enthaltenen Omega-3-Fettsäuren und die a-Linolen-Säure aus Nüssen ihren Beitrag. Ein zusätzlicher Vorteil der mediterranen Ernährung ist die geringe Energiedichte und die in Gemüse und Getreide enthaltenen Vitamine B6 und B12 sowie die Folsäure. Dadurch lässt sich der Anteil des Homo-cysteins im Blut als kardiovaskulärer Risikofaktor wirksam reduzieren. Knoblauch und Co. Auch der gern und reichlich verwendete Knoblauch soll Gefäßleiden vorbeugen. Seine schwefelhaltigen Inhaltsstoffe – die Allysulfide – regen die Verdauung an, bekämpfen Bakterien und stärken die Abwehrkräfte. Reich an sekundären Pflanzenwirkstoffen sind auch die frischen Kräuter der Mittelmeerküche. Rosmarin, Majoran, Oregano, Basilikum, Salbei und Lorbeer geben vielen Gerichten den typischen Geschmack – und das oft ohne Salz und Fertigwürze.
Mittelmeerkost normalisiert das Gewicht
In den USA warnen Mediziner seit Jahrzehnten, dass mehr als die Hälfte aller Bürgerinnen und Bürger zu dick ist. Auch wir Deutschen nehmen nun immer schneller an Kilos zu. Statt Jojo-Effekt und unablässigen Diätversuchen weisen Experten auf die Vorzüge der mediterranen Gesundheitskost hin, um den steinigen Weg zum Normalgewicht zu ebnen. Die mediterrane Küche geht auf die Zeit zurück, als die Bevölkerung rund um das Mittelmeer über wenig Fleisch verfügen konnte und unter schlechten sozioökonomischen Bedingungen lebte. Dieses Vermächtnis der notgedrungenen Einschränkung bietet heute die Chance, den nachteiligen Folgen unserer Wohlstandsgesellschaft zu begegnen.
Natürliche Antioxidantien als Schutzstoffe gegen Krebs
Die tumorprotektive Wirkung durch eine hohe Zufuhr von natürlichen Antioxidantien wie Vitamin C, E und Beta-Carotin ist in den letzten Jahren wissenschaftlich bestätigt worden. Auch die sekundären Pflanzen-Wirkstoffe wie Flavonoide, Lycopin und Polyphenole spielen eine wichtige Rolle. Sie und andere können Freie Radikale unschädlich machen und nach neuen Untersuchungen vor Brust-, Magen- und Dickdarmkrebs schützen. Dies wird vor allem mit der hohen Aufnahme von frischem Obst, Gemüse und reichlichem Verzehr von Knoblauch und Ballaststoffen erklärt. Dazu ein Vergleich: Die Griechen verzehren pro Kopf und Jahr rund 200 Kilogramm Gemüse, in Deutschland sind es rund 80 Kilogramm!
Der Begriff Ballaststoffe umfasst Substanzen, die ausschließlich mit pflanzlichen Nahrungsmitteln angeboten und durch Enzyme des Magen-Darm-Traktes nicht abgebaut werden können. Sie sättigen, ohne Kalorien zu bieten, sodass überflüssige Pfunde wie Butter in der Sonne schmelzen. Mit diesen Anregungen möchte der Berufsverband der Frauenärzte auf die Möglichkeit hinweisen, Gesundheit mit der bunten Vielfalt der Mittelmeerkost zu verbinden. In zahlreichen gynäkologischen Praxen ist eine fundierte Diät- und Ernährungsberatung bereits ein fester Bestandteil umfassender Gesundheitsvorsorge.